Geschichte von Annika

Portrait von Annika


Ich bin

Annika


Alter: 27
Beruf: Bloggerin
Mein Motto: Never Giving Up
Das wünsche ich mir von meinen Mitmenschen: Dass die Depression auch von der Gesellschaft als Erkrankung anerkannt wird, die lebensgefährlich sein kann.
Das hat mir geholfen: Die Therapie hilft mir, mit dieser komplexen Erkrankung besser umzugehen. Zusätzlich versuche ich, mich auf Dinge zu konzentrieren, die mir gut tun, wie z. B. Schreiben und Musik.

„Depressionen gehören seit meiner Jugend zu meinem Alltag. Sie sind zwar nicht immer so ausgeprägt, aber sie sind immer da. Rückblickend hätte ich viel früher mit einer Behandlung beginnen müssen – aber zum damaligen Zeitpunkt haben es weder ich noch mein Umfeld besser gewusst.“

Annika machte in der Schulzeit früh Erfahrungen mit Mobbing. Es ging ihr so schlecht, dass sie mit 16 nicht mehr leben wollte. Ein Kinder- und Jugendpsychiater stellt damals bei ihr Depressionen fest. Annika wurde zunächst ambulant behandelt. In eine Klinik traute sie sich noch nicht. Zu groß waren ihre Angst und ihre Vorbehalte. Heute denkt sie anders darüber und würde im Nachhinein betrachtet viel eher den Weg in die Klinik wählen, da sie inzwischen die Erfahrung gemacht hat, dass ihr dort gut geholfen werden kann.

„Depressionen sind eine sehr komplexe Erkrankung mit verschiedenen Symptomen. Es gibt durchaus Phasen, in denen es mir sehr gut geht. Dennoch ist es mir dann immer bewusst, dass sich das ganz schnell ändern kann. Wegen meiner Erkrankung, zu der noch eine Borderline-Diagnose hinzukam, bin ich derzeit nicht belastbar genug, um einer Arbeit nachzugehen. Ich bin hauptsächlich damit beschäftigt, an meiner Genesung zu arbeiten. Ich werde mit Medikamenten behandelt, gehe zur Therapie und lerne, besser mit der Situation umzugehen.“

Annikas Umfeld fiel es am Anfang schwer zu verstehen, was mit ihr eigentlich los ist. Inzwischen hat sie durch viel Aufklärungsarbeit erreicht, dass ihre Familie und Freund:innen mehr Verständnis für sie aufbringen und sensibler mit dem Thema umgehen. Sie haben verstanden, dass eine Depression eine ernstzunehmende Krankheit ist, die man den Betroffenen nicht unbedingt ansieht und die behandelt werden muss und dass es nicht ausreicht, „positiv zu denken“.

Annika zeigt ihr Schmetterlingstattoo

„Ich habe festgestellt, dass viele Menschen Berührungsängste mit dem Thema Depression haben und das Gespräch darüber lieber meiden. Mit meiner persönlichen Geschichte möchte ich anderen Betroffenen Mut machen, das Gespräch zu suchen und Hilfe anzunehmen. Außerdem möchte ich Außenstehenden einen Einblick verschaffen, was es bedeutet, mit Depressionen zu leben.“

Aus diesem Grund hat Annika begonnen, auf Social Media ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. Sie schreibt Texte und Geschichten und hofft, eines Tages ein Buch veröffentlichen zu können. Sie könnte sich auch vorstellen, als Betroffene Vorträge in Schulen zu halten, um für mehr Aufklärung zu sorgen. Annika gibt es viel Kraft, wenn sie anderen helfen kann. Neben dem Schreiben hat insbesondere die Liebe zur Musik einen wichtigen Platz in ihrem Leben. Es beflügelt sie, wenn sie die Musik ihrer Lieblingsbands hört oder sie die Möglichkeit hat, ihre Konzerte zu besuchen. Um sich jeden Tag daran zu erinnern, immer weiterzumachen und niemals aufzugeben, hat sie sich die Titelzeile ihres Lieblingssongs auf den Arm tätowiert: Never Giving Up. Annika trägt auf ihrer Haut ein weiteres Tattoo, das für sie eine große Bedeutung hat: ein Semikolon, das als Symbol für Suizidprävention dafür steht, Hoffnung für Menschen mit Depressionen oder Suizidgedanken zu vermitteln.

„Das Semikolon soll mich tagtäglich daran erinnern, dass meine Geschichte noch nicht vorbei ist. Ich weiß, dass ich mit meinen Sorgen nicht allein bin und dass es immer Hilfe gibt.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

Portrait von Horst
Horst

„Mein Job als Bauleiter war für mich viele Jahre der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens. Als Perfektionist war mein Kopf rund um die Uhr mit der Arbeit beschäftigt. Ich konnte schlecht Nein sagen und vergaß dabei mich selbst. Die wenigen sozialen Kontakte außerhalb der Arbeit stellte ich nach und nach ein. Um dem wachsenden Druck und dem Stress standzuhalten, begann ich zu trinken, bis es Ende 2014 zum unvermeidlichen Kollaps kam.“​

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Michael

„Schon als Kind war ich sehr verschlossen und zog mich viel zurück. Probleme machte ich meist mit mir selbst aus. Rückblickend zeigten sich möglicherweise schon damals erste Anzeichen einer Depression. Die offizielle Diagnose erhielt ich erst mit 37 Jahren.“

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Jenny

„Ich habe mich jahrelang mit Arbeit betäubt. Obwohl es mir schon lange nicht gut ging, habe ich immer funktioniert – bis ich vor zwei Jahren zusammengebrochen bin. Das war der Wendepunkt.“​