Die Schuppenflechte, medizinisch „Psoriasis“ genannt, ist eine chronische, in Schüben auftretende, systemische Erkrankung. Sie ist weder ansteckend noch lebensbedrohlich und zeigt sich typischerweise durch schuppende Hautveränderungen, die am ganzen Körper auftreten können. Die Psoriasis kann aber auch zu krankhaften Veränderungen der Finger- und Fußnägel führen.
In der Regel treten die Symptome der Psoriasis im Alter von 15 bis 25 Jahren erstmalig auf, die Krankheit kann aber prinzipiell in jedem Lebensalter ausbrechen.1 Schätzungen zufolge leiden ca. 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung unter Psoriasis,2 in Deutschland sind über 2 Millionen Menschen betroffen.3 Dabei sind die Ursachen für die Hauterkrankung vielfältig: Zum einen kann eine erbliche Veranlagung zur Psoriasis vorliegen, zum anderen kann sie durch weitere Faktoren wie Stress oder hormonelle Veränderungen ausgelöst oder verschlimmert werden.
Obwohl die Psoriasis nicht heilbar ist, sind die Symptome mit verschiedenen Therapieoptionen gut behandelbar. Dabei können die Hauterscheinungen sogar für lange Phasen, bis hin zu Jahren, vollständig zurückgehen. Doch die Psoriasis ist nicht einfach nur eine Hauterkrankung – sie ist zudem mit entzündlichen Prozessen im Körper verbunden.
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Bis heute sind die Ursachen der Psoriasis nicht vollständig bekannt – auch wenn die Forschung ihr Möglichstes tut. Man weiß lediglich, dass die entzündliche Erkrankung nicht durch eine Hautinfektion verursacht wird. Außerdem deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass Psoriasis durch eine Störung des Immunsystems und eine genetische Veranlagung verursacht werden kann.4 Die Psoriasis ist also sehr komplex und somit mehr als „nur eine Hauterkrankung“.
Als systemische Erkrankung kann die Psoriasis durch eine Störung des Immunsystems entstehen. Man geht davon aus, dass sich bestimmte Zellen des Immunsystems gegen gesunde Zellen der Haut richten und den Lebenszyklus durcheinander bringen.4
Bestimmte Trigger können Psoriasis-Schübe auslösen – dazu zählen zum Beispiel:4
Viele akute Infektionen, die das Immunsystem auf Trab bringen, können auch einen Einfluss auf den Zustand der Schuppenflechte haben und einen Schub auslösen.5 Auch einige chronische Erkrankungen kommen bei Menschen mit Psoriasis häufiger als bei nicht Betroffenen vor.2
Bislang konnte kein "Psoriasis-Gen" identifiziert werden. Allerdings ist Psoriasis möglicherweise mit einigen Genen assoziiert, die mit anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Dies könnte erklären, warum Menschen mit Psoriasis relativ häufig auch an anderen Erkrankungen leiden – z. B. Psoriasis-Arthritis, entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes, Multiple Sklerose und Neurodermitis atopica. Ein Kind, bei dem ein Elternteil Psoriasis hat, erkrankt mit einer Wahrscheinlichkeit von 16 Prozent ebenfalls an Psoriasis. Wenn beide Eltern betroffen sind steigt das Risiko auf 50 Prozent.7
Forscher vermuten, dass Psoriasis als Folge einer Kombination genetischer Faktoren und Umweltfaktoren auftritt. Ein Mensch mit Schuppenflechte hat möglicherweise eine ererbte Neigung zu Autoimmun- oder entzündlichen Erkrankungen. Die Krankheit bricht aber nur aus, wenn es einen Auslöser gegeben hat, z. B. Infektionen, bestimmte Arzneimittel, Verletzungen oder Stress.8
Bestimmte Medikamente können ebenfalls einen Schub auslösen – dazu gehören zum Beispiel:46
Einige Menschen stellen fest, dass ihre Psoriasis sich im Sommer verbessert und im Winter verschlechtert, wenn das Klima trockener ist. Bei anderen Menschen löst heißes und schwüles Wetter einen Schub aus.910
Es gibt verschiedene Arten der Psoriasis, die bei Betroffenen zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten können. Verschaffen Sie sich im Folgenden einen Überblick über die verschiedenen Psoriasis-Formen und die betroffenen Körperpartien.
Die Plaque-Psoriasis ist durch silbrige, erhabene Schuppen gekennzeichnet und stellt die häufigste Form der Psoriasis dar: Bis zu 90 % der Psoriasis-Patienten sind von ihr betroffen. Plaque-Psoriasis kann schmerzhaft sein und jucken. Sie befällt in der Regel die Kniekehlen, die Ellenbogen, den Rumpf, die Kopfhaut sowie Hautpartien hinter den Ohren, am Nabel und zwischen den Pobacken. Außerdem können die Plaques verstreut auftreten oder sich zu größeren Plaques verbinden.8
Diese Art der Psoriasis liegt bei etwa 8 % der Psoriasis-Patienten vor und tritt häufiger bei Kindern und jungen Erwachsenen auf.11 Dabei bilden sich Läsionen, die wie kleine, rote, schuppige „Tropfen“ aussehen und wirken, als seien sie auf den Körper „gefallen“. Sie treten normalerweise am Rumpf sowie an den Armen und Beinen auf und können erste Anzeichen einer Psoriasis sein oder zusammen mit Plaques auftreten. Die Psoriasis guttata kann durch bakterielle Infektionen ausgelöst werden, einschließlich Racheninfektionen und Mandelentzündungen. Dabei verschwindet sie in der Regel innerhalb weniger Monate nach minimaler oder gar keiner Behandlung, kann sich aber zu chronischer Plaque-Psoriasis entwickeln.
Diese Psoriasis-Form geht mit hellroten, glatten, glänzenden Plaques mit wenigen oder keinen Schuppen einher und tritt meist in Hautfalten wie den Achselhöhlen, der Leiste, unter der Brust und zwischen den Pobacken auf.12 Dabei fühlt sich die Haut meist durch Reibung und Schweiß gereizt an. Insgesamt sind übergewichtige Menschen häufiger von der Psoriasis inversa betroffen.13
Bei dieser seltenen und sehr schweren Form der Psoriasis ist über 90 % der Körperoberfläche befallen. Die Haut ist stark gerötet, schmerzt, juckt und schuppt sich ab – ähnlich wie bei einer Verbrennung. Die erythrodermische Psoriasis kann durch bestimmte Medikamente, starken Sonnenbrand, Infektionsstress oder starken Alkoholkonsum ausgelöst werden. Dabei kann sie auch häufig zu Schüttelfrost, Fieber, Austrocknung und allgemeinem Unwohlsein führen, weshalb sofort ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden sollte.14
Diese Art der Psoriasis ist eher selten und äußert sich durch weiße, mit Eiter gefüllte Pusteln. Diese enthalten weiße Blutkörperchen, sind von roter Haut umgeben und können an kleinen Arealen (häufig an Händen und Füßen) oder am ganzen Körper auftreten. Zwar sind die Bläschen der Psoriasis Pustulosa nicht ansteckend, doch sie können sich als schwer behandelbar und wiederkehrend erweisen.15
Psoriasis kann zu Veränderungen an den Nägeln führen, zum Beispiel in Form von Tüpfelnägeln (tiefe bis flache Einsenkungen der Nagelplatte), Ölflecken (rosa Verfärbung) oder Rillen (vom Nagelbett zum Ende verlaufende Linien) sowie krümelnden Nägeln bis hin zum Nagelverlust.16 Nagelpsoriasis tritt bei etwa der Hälfte der Psoriasis-Patienten auf.17 Diese Patienten haben ein erhöhtes Risiko eine psoriatische Arthritis zu entwickeln.8
Psoriatische Arthritis ist eine Arthritis-Form, die sich bei etwa 30 % der Menschen mit Psoriasis entwickelt. Sie kann vor oder nach Ausbruch der Psoriasis, aber auch gleichzeitig auftreten. Dabei können die Gelenke steif werden und anschwellen. In der Folge reagieren sie empfindlich und schmerzhaft, wodurch Bewegungseinschränkungen, strukturelle Schäden und Deformationen verursacht werden können. Hier ist eine frühzeitige Behandlung wichtig, um solche bleibenden Schäden zu vermeiden.18
Bei Psoriasis gerät das körpereigene Immunsystem durcheinander und richtet sich gegen die eigene Haut: Anstatt ihren üblichen Erneuerungszyklus von 21–28 Tagen einzuhalten, ersetzen sich die Hautzellen bereits alle 3–7 Tage.4 Neue Hautzellen wachsen und schichten sich über und knapp unter der Hautoberfläche auf. Dadurch entstehen dicke rote oder geschwollene Hautstellen, die mit silbrigen Schuppen bedeckt sind und erkennbare "Plaques" bilden. Diese Flecken können sich entzünden, jucken und bluten und sowohl kleine als auch große Bereiche der Haut betreffen.
Auch wenn die Haut frei von Plaques ist und Symptome unter Kontrolle zu sein scheinen, spielen sich die psoriasisbedingten Entzündungsprozesse im Hintergrund weiterhin ab. Sie können zu einem späteren Zeitpunkt zum erneuten Krankheitsausbruch führen. So kann die Schuppenflechte zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich ausgeprägt sein – mit schweren oder leichteren Symptomen. Sprechen Sie daher unbedingt mit Ihrem Arzt, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Psoriasis nicht unter Kontrolle ist oder neue Symptome dazukommen. Hierzu finden Sie hier einige Tipps.
Über die Symptome der Haut hinaus kann die Erkrankung je nach Ausprägung und Krankheitsphase die Lebensqualität stark beeinträchtigen:
37 % aller Menschen mit Psoriasis hatten schon einmal Suizidgedanken – möglicherweise wegen sozialer Ausgrenzung oder Diskriminierung.19 Sollten Sie ähnliche Gedanken haben, zögern Sie nicht, sich professionelle Hilfe zu holen und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber. Als weitere Anlaufstelle steht Ihnen die Telefonseelsorge jederzeit zur Verfügung. https://www.telefonseelsorge.de/suizidpraevention/
Ihr Leben ist kostbar – suchen Sie sich Hilfe!
30 % aller Menschen mit Schuppenflechte entwickeln im Laufe der Erkrankung eine Psoriasis-Arthritis, also eine Schuppenflechte mit Gelenkentzündung.18 Mehr zur Erkrankung Psoriasis-Arthritis finden Sie hier.
Wenn Sie entsprechende Anzeichen bei sich erkennen, zögern Sie nicht Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darauf anzusprechen.