Die
Diagnose chronisch-entzündliche Darmerkrankung, kurz CED, wird dein
Leben verändern. Doch du kannst gut damit leben, wenn du weißt, was sich
hinter der Diagnose verbirgt und worauf du achten musst.
Auf dieser
Seite erhältst du viele Informationen über Ursachen, Symptome, Verlauf
und Therapie der Erkrankung sowie hilfreiche Tipps und
Erfahrungsberichte.
Aktuellen Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 300.000 Menschen an einer CED erkrankt - rund die Hälfte davon an einem Morbus Crohn, die andere an einer Colitis ulcerosa. Dabei sind Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen. Grundsätzlich kann man in jeder Altersgruppe erkranken, bei der Diagnose einer CED sind die Betroffenen jedoch meistens zwischen 15 und 35 Jahre alt. Etwa jede:r fünfte Betroffene ist bei der Diagnose jünger als 20 Jahre.1,2,3
Interessant ist auch die Beobachtung, dass es geographische Unterschiede bei der Häufigkeit des Auftretens der Erkrankung zu geben scheint. So sind Menschen in Nordeuropa oder Nordamerika häufiger von einer chronischen Darmerkrankung betroffen, als Menschen in Südeuropa oder Südamerika.4 Dieses Nord-Süd-Gefälle könnte ein Hinweis darauf sein, dass möglicherweise zwischen dem Lebens- und Ernährungsstil in Industrieländern und dem Risiko, an einer CED zu erkranken, ein Zusammenhang besteht. Bisherige Studien konnten diese Annahme nicht klar belegen. Vielmehr können unterschiedliche Genvariationen zugrunde liegen.
Die genauen Ursachen für die Entstehung einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie dem Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa sind trotz intensiver wissenschaftlicher Forschungen bis heute weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass das Zusammenwirken mehrerer Faktoren die Entwicklung dieser Erkrankung begünstigt. Das Zusammenwirken von erblichen Anlagen, Infektionen, Lebensstil und Ernährung können die physiologische Darmschleimhautbarriere beeinträchtigen und zu Fehlregulationen des lokalen Immunsystems führen.5,6,7,8
Die intakte, gesunde Darmschleimhaut besitzt eine wichtige, natürliche Schutz- und Barrierefunktion für unseren Körper. Sie verwehrt schädigenden Bakterien und anderen Keimen den Zugang. Ist diese Schutzfunktion der Darmschleimhaut jedoch gestört, können z.B. gefährliche, krankheitserregende Bakterien leicht und ungehindert in den Körper eindringen. Der dadurch entstehende Infekt wird von unserem Immunsystem erkannt und sofort durch eine Abwehrreaktion in Form einer Entzündung bekämpft. Nach erfolgreicher Abwehr wird das Immunsystem normalerweise wieder heruntergefahren und geht in den Ausgangszustand zurück.
Der Infekt ist beseitigt und die Entzündung klingt wieder ab. Bei einer CED scheint dieser Prozess gestört und aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Das Immunsystem befindet sich quasi ständig in „Abwehrhaltung“. Der angestoßene Entzündungsprozess im Darm klingt nicht mehr ab. Die Folgen: Durch das chronische Entzündungsgeschehen können auf Dauer die Darmschleimhaut und die Darmwand geschädigt werden. Dies führt zu einer Beeinträchtigung der normalen Darmfunktion.8
Bei beiden Erkrankungen sind die Beschwerden oft sehr unterschiedlich. Am Anfang der Erkrankung sind es vielleicht nur unspezifische Symptome im Magen-Darm-Bereich, die für dich unbedenklich zu sein scheinen. Treten sie jedoch häufiger und mit zunehmender Intensität auf, kann es sich bei ihnen auch um ernstzunehmende Signale eines Morbus Crohn oder eine Colitis ulcerosa handeln. Dann sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden.
Typisch sind hierbei Beschwerden von Bauchschmerzen und Blähungen über unregelmäßigen Stuhlgang bis hin zu heftigen Krämpfen und Durchfällen. Oft leiden CED-Patient:innen daher an Flüssigkeitsverlust und Nährstoffmangel, durch den z.B. eine Blutarmut (Eisenmangelanämie) entstehen kann. Bei Kindern und Jugendlichen kann dies zu Wachstums- und Entwicklungsstörunen führen sowie zu hormonell bedingten Pubertätsstörungen.1,2,3
Das Leitsymptom des Morbus Crohn sind Stuhlunregelmäßigkeiten bis hin zu heftigen Durchfällen. Ein Morbus Crohn tritt besonders häufig im Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm (terminales Ileum) auf. Dennoch können Entzündungen vom Mund über die Speiseröhre bis zum Enddarm – also im gesamten Verdauungstrakt – auftreten und damit Krankheitssymptome unterschiedlichster Art auslösen.4
Entzündete Abschnitte können unmittelbar an gesunde angrenzen. Bei einem Morbus Crohn kann die Entzündung in alle Schichten des Darmwandgewebes vordringen. Die betroffenen Bereiche sind von sogenannten Entzündungszellen übersäht. Dies hat sowohl Auswirkungen auf die Elastizität als auch auf die „Dicke“ der betroffenen Darmwandbereiche (entzündete Bereiche sind verdickt).4
Infolge der chronischen Erkrankung, die lebenslang mit mehr oder weniger ausgeprägten Entzündungsphasen einhergeht, können im Krankheitsverlauf nachhaltige Darmschädigungen entstehen. Diese können den Verdauungsprozess und die Nährstoffaufnahme so empfindlich stören, dass es zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen kommen kann.
Daneben treten auch Leistungsabfall und Müdigkeit auf, Appetit- und Gewichtsverlust sind zusätzliche allgemeine Krankheitszeichen. Diese Symptome sind oft typisch zu Beginn der Erkrankung, können aber auch bei jedem neuen Schub begleitend auftreten.9
Ein Morbus Crohn verläuft in der Anfangsphase oft eher symptomarm und tritt später meist schubartig, also im Wechsel von akuten Krankheitsphasen und längeren beschwerdefreien Zeiten, auf. So gibt es neben längeren Phasen einer beschwerdefreien Zeit auch immer wieder Krankheitsperioden, in denen das Entzündungsgeschehen aktiv wird und die typischen Krankheitssymptome verstärkt auftreten können. Auch bei einem schweren Verlauf eines Morbus Crohn ist es heute oftmals möglich, die Erkrankung zufriedenstellend zu kontrollieren und die gewohnte Lebensqualität der Betroffenen weitgehend zu erhalten.
Auch wenn es durch die Behandlung inzwischen möglich ist, das akute Krankheitsgeschehen in den Griff zu bekommen, können im Verlauf der Erkrankung unterschiedliche Komplikationen auftreten. So können längere und ausgeprägte Entzündungsphasen mit der Zeit krankhafte Veränderungen im Verdauungstrakt verursachen, wie z.B. die Bildung von Fisteln, Abszessen oder von verengten Darmabschnitten. In diesen Fällen kann gegebenenfalls eine Operation notwendig werden, um die Symptome zu beseitigen und eine normale Darmfunktion wieder sicherzustellen.10
Das Leitsymptom der Colitis ulcerosa ist der schleimig-blutige Durchfall. Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die den Enddarm, Teile des Dickdarms oder auch den gesamten Dickdarm betrifft. Selten entzündet sich auch noch das letzte Stück des Dünndarms. Die Entzündung ist auf die Schleimhaut beschränkt. Wie auch bei einem Morbus Crohn sind die betroffenen Bereiche von Entzündungszellen übersäht. Dies hat sowohl Auswirkungen auf die Elastizität als auch auf die „Dicke“ der betroffenen Darmwandbereiche (entzündete Bereiche sind verdickt).11,12
Infolge der chronischen Erkrankung, die lebenslang mit mehr oder weniger ausgeprägten Entzündungsphasen einhergeht, können im Krankheitsverlauf nachhaltige Darmschädigungen entstehen. Eine reduzierte Nahrungsaufnahme in Schubphasen, um Durchfälle und damit einhergehende Schmerzen zu vermeiden, kann zu einem Nährstoffdefizit führen.
Auch bei dieser Erkrankung treten oft Leistungsabfall und Müdigkeit auf sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Diese Symptome sind oft typisch zu Beginn der Erkrankung, können aber auch bei jedem neuen Schub begleitend auftreten. Eine Colitis ulcerosa kann unterschiedliche Verläufe nehmen. Häufig wechseln sich akute Krankheitsphasen mit schub- und beschwerdefreien Zeiten ab.13
Im Rahmen einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung kann es zu Manifestationen an anderen Organsystemen wie der Haut, den Augen, Gelenken und Gallengängen kommen (sogenannte extraintestinale Manifestationen).
Diese Symptome können mit der Entzündungsaktivität eines Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa korrelieren oder sich unabhängig davon entwickeln. Lässt sich die CED als Grunderkrankung gut behandeln und kontrollieren, so wirkt sich dies auch günstig auf diese Symptome aus.11
Dein Arzt oder deine Ärztin wird in einem Gespräch mit dir abklären, wann deine Beschwerden aufgetreten sind, wie häufig und intensiv diese vorkommen und ob ähnliche Erkrankungen in der Familie vorliegen. Bei der körperlichen Untersuchung wird außerdem dein Bauch sorgsam abgetastet, um eventuell auftretende Druckschmerzen oder Verhärtungen aufspüren und beurteilen zu können.
Hinweise auf entzündliche Ursachen der Beschwerden liefern Laboruntersuchungen. Besonderes Augenmerk richtet dein Arzt oder deine Ärztin dabei auf Parameter, die Entzündungsvorgänge in deinem Körper anzeigen, wie z.B. eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen oder eine erhöhte Konzentration des C-reaktiven
Proteins sowie auf Hinweise, dass dein Körper durch heftige Durchfälle Blut verliert (z.B. niedriger Hämoglobinwert). Bei einem Morbus Crohn kann zudem der Entzündungsmarker Calprotectin im Stuhl bestimmt und zur Diagnose herangezogen werden.3
Bildgebende Verfahren, wie Röntgenuntersuchungen, die Spiegelung des Verdauungstraktes (Endoskopie), der Ultraschall oder die Magnetresonanz- und Computertomographie, sind Untersuchungsmethoden, die bei einer CED zum Einsatz kommen können. Je nach Fragestellung liefern sie wichtige Hinweise zu Veränderungen der Darmschleimhaut sowie zum Ausmaß der Entzündung.
Die Endoskopie bietet darüber hinaus den Vorteil, dass während der Untersuchung kleine Gewebeproben entnommen werden können, um die bei einer CED typischen Veränderungen auch mikroskopisch nachzuweisen.3
Nach der Diagnose eines Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Dafür wird dein Arzt oder deine Ärztin mit dir ein ausführliches Therapiegespräch führen und ihr werdet gemeinsam die für dich geeignete Behandlung in einem vertrauensvollen Gespräch erörtern.
Folgende Behandlungsziele werden bei dieser gemeinsamen Entscheidung sehr wahrscheinlich im Vordergrund stehen:2,3
Schnelle Symptomverbesserungen z.B. Durchfälle, Bauchschmerzen oder Blutungen Langfristige Eindämmung der Entzündung und Erreichen langer beschwerdefreier Phasen Verhinderung von Komplikationen und Spätfolgen (z. B. OPs) Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit Sicherstellung der normalen Körper und Pubertätsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen Abheilen der Darmschleimhaut, um langfristigen Organschädigungen oder Funktionsverlusten vorzubeugen
Für die Behandlung des Morbus Crohn stehen heute verschiedene Medikamente zur Verfügung. Manchmal ist aber auch ein operativer Eingriff erforderlich. Eine psychologische Betreuung und Ernährungstherapien können deine Therapie zusätzlich sinnvoll unterstützen. In manchen Fällen, speziell bei einer Morbus Crohn Diagnose, ist auch eine Raucherentwöhnung vorteilhaft.1,2,3
Je nach Schweregrad und Ort der Entzündung können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Die Wahl der Medikation richtet sich auch danach, ob ihr einen akuten Schub eindämmen wollt oder ob das Medikament das Wiederkehren verhindern soll. Zur Verfügung stehen Wirkstoffe aus der Gruppe der Aminosalicylate, Kortisonpräparate, Immunsuppressiva sowie biotechnologisch hergestellte Medikamente, die sich Biologika nennen. Ihnen gemeinsam ist die Eigenschaft, das Entzündungsgeschehen zu hemmen. Die typischen Krankheitssymptome lassen sich dadurch meist rasch lindern und gut unter Kontrolle halten. Bei Verdacht auf bakterielle Infektionen oder bei Schmerzen kann dein Arzt oder deine Ärztin dir zusätzlich Antibiotika oder Schmerzmittel verschreiben.
Bei medikamentös nur schwer zu kontrollierenden Fällen oder bei Verdacht auf eine bösartige Entartung kann eine Operation erforderlich werden. Vielfach stehen dafür schonende Verfahren wie beispielsweise die Schlüsselloch-Chirurgie zur Verfügung. Diese sind weniger belastend und die Patient:innen kann sich zügig wieder erholen.
Aber wir erfahren immer wieder, auch von Ärzt:innen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Gastroenterologen und Chirurg:innen ist.
Psychische Faktoren sind nicht die Ursache für eine CED. Dennoch können sie einen Einfluss auf den subjektiv empfundenen Verlauf der Erkrankung haben. Menschen mit einer Colitis ulcerosa oder einem Morbus Crohn sollten auf Tabakprodukte verzichten, da diese den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen und so einen akuten Schub fördern können.
Eine spezielle Ernährung bei einer CED gibt es zwar nicht, aber wenn du dich gut ernährst, kann sich das positiv auswirken. Das bedeutet, dass du die Ernährung der jeweiligen Krankheitssituation anzupassen. Eventuelle Mangelerscheinungen lassen sich sehr gut mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen. Am besten befragst du dazu deinen Arzt oder deine Ärztin – sicherlich kann man dir in der Praxis weiterhelfen!
Dieser Text entspricht den redaktionellen Standards der JanssenWithMe und wurde von einem Mitglied des redaktionellen Beirats der JanssenWithMe geprüft. Lernen Sie hier den medizinischen Beirat unserer Redaktion kennen.
EM-150081
Das Gütesiegel bestätigt die gutachterliche Prüfung der Website im Rahmen des Zertifizierungsverfahrens der Stiftung Gesundheit. Es stellt sicher, dass Gesundheitsinformationen in qualifizierter Weise zur Verfügung stehen und somit die Transparenz für Patient:innen fördert.
EM-142857