Die Colitis ulcerosa zählt zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und gehört mit dem Morbus Crohn zu den Hauptformen der CED.1 Die Erkrankung zeichnet sich durch chronische Entzündungen des Dickdarms (= Kolon) aus, die regelhaft vom Enddarm ausgehen.2
Was ist eine Colitis indeterminata?
Manchmal ist die eindeutige Unterscheidung zwischen einer Colitis ulcerosa und dem Morbus Crohn nicht ganz einfach. Wenn beispielsweise nur die Dickdarmschleimhaut entzündet ist, kann die Zuordnung zu einer der beiden Erkrankungsbilder nicht sicher erfolgen. Man spricht dann von einer Colitis indeterminata.34
Die deutschlandweite Anzahl an CED-Betroffenen variiert stark – je nach herangezogener Quelle. Aktuelle Krankenkassendaten aus dem Zeitraum 2012 bis 2018 verzeichnen eine Erkrankungszunahme und gehen derzeit von ca. 500.000 Betroffenen aus.5 Rund 265.000 davon haben eine Colitis ulcerosa.5
Männer sind ähnlich häufig betroffen wie Frauen.6
Früher hat man gesehen, dass mehr Menschen in westlichen Industrieländern, insbesondere mit heller Haut, häufiger von einer CED wie der Colitis ulcerosa betroffen sind. Inzwischen wird festgestellt, dass sich die Erkrankungsfälle in Asien, Südamerika und im mittleren Osten zuletzt häufen – ähnlich wie früher in den westlichen Ländern.1
Die Erkrankung verläuft oft in Schüben. Neben Phasen ohne Beschwerden gibt es immer wieder Krankheitsperioden, in denen die Entzündung aktiv aufflammt und heftige Symptome auftreten können.3
Die Erkrankung verläuft von Person zu Person sehr unterschiedlich:1 Es gibt leichte, mittelschwere und schwere Verläufe und man unterscheidet zudem zwischen drei verschiedenen Befallsmustern der Entzündung im Darm.3 Nur selten, ca. 5 % der Fälle, verläuft die Colitis ulcerosa ohne zwischenzeitliche beschwerdefreie Phasen (Remission).3
Bei der Colitis ulcerosa entzündet sich die Dickdarmschleimhaut.2
Das typische Symptom der Colitis ulcerosa ist blutig-schleimiger Durchfall. Daneben können auch Bauchkrämpfe, Fieber sowie Gewichtsverlust vorkommen.789
Kennzeichnend für die Colitis ulcerosa ist eine Entzündung des Dickdarms, die regelhaft vom Enddarm ausgeht.2 Andere Bereiche des Magen-Darm-Traktes sind in der Regel nicht betroffen. Die Entzündung betrifft nur die innerste Schicht der Darmwand, die Darmschleimhaut (Mukosa).2
Die Colitis ulcerosa tritt meist bei jungen Menschen zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr auf, zu einem kleineren Teil im Alter von über 50 Jahren.6
Der Beginn der Erkrankung ist oft schleichend und lässt sich nicht genau festlegen.10
Wann die Colitis ulcerosa genau beginnt, bemerkst du in der Regel nicht genau. Die Erkrankung verläuft am Anfang meist schleichend.10 Das Symptom, das Betroffene meist bemerken, sind häufige Durchfälle. Colitis ulcerosa kann allerdings sehr vielgestaltig in Erscheinung treten. Auch können Durchfälle viele verschiedene Ursachen haben, etwa in Zusammenhang mit der Ernährung, mit Infektions- und anderen Erkrankungen.8
Das typische Symptom der Colitis ulcerosa ist blutig-schleimiger Durchfall, der auch nachts auftritt.8
Je nachdem, wie schwer die Erkrankung ist, musst du sehr häufig auf die Toilette gehen.8
Bei schweren Schüben, wenn der Darm stark entzündet ist, kann es zusätzlich zu folgenden Symptomen kommen:3789
Starker Stuhldrang
Wenn die Entzündung ausgeprägt ist, kannst du ein anhaltendes oder plötzlich auftretendes Gefühl des Stuhldrangs (engl. urgency) haben. Dabei kann es sein, dass du nicht eine große Menge Stuhl absetzt, manchmal sind es nur kleine Stuhlmengen.7
Bauchschmerzen, Blähgefühl und Bauchkrämpfe
Müdigkeit und Leistungsabnahme
Mit den blutigen Durchfällen verliert dein Körper viel Blut – und damit auch Eisen. Dadurch kann es zur Blutarmut kommen, die sich durch Müdigkeit und einen Leistungsabfall äußert.10
Appetit- und Gewichtsverlust
Fieber
Herzrasen
Bei einem schweren Schub kann sich die Entzündung auf den gesamten Körper auswirken. Manche Patient:innen berichten von Herzrasen.3
Darmgeräusche
Manchmal können auch extraintestinale Manifestationen auftreten. Sie können bei der Colitis ulcerosa am Mund, der Haut, den Augen, den Gelenken oder den Gallengängen vorkommen.311
Die Colitis ulcerosa betrifft in der Regel den Dickdarm und den Enddarm.2
Meist geht die Entzündung vom Enddarm aus.2
Selten entzündet sich auch noch das letzte Stück des Dünndarms.8
Die Entzündung breitet sich kontinuierlich im Bereich des Dickdarms aus.2
Der gesamte Dickdarm kann betroffen sein.
Die Entzündung ist auf die innerste Schicht des Darms, die Darmschleimhaut, beschränkt. Sie wird auch Mukosa genannt.2
Die Entzündung muss nicht immer nur im Darm stattfinden. Bei manchen Betroffenen können auch Beschwerden in anderen Körperregionen, wie dem Mund, der Haut, den Augen, den Gelenken oder den Gallengängen auftreten.311
Welche Beschwerden das sein können, liest du hier.
Es ist eine Proktitis ulcerosa, wenn nur der Enddarm betroffen ist.
Es ist eine Linksseitencolitis, wenn der Enddarm und der Dickdarm bis zur linken Krümmung betroffen sind und somit nur der Bereich des Darms, der auf der linken Körperseite liegt.
Es ist eine Pancolitis ulcerosa (ausgedehnte Kolitis), wenn der gesamte Dickdarm betroffen ist.
Die genauen Ursachen, die zu einer CED wie der Colitis ulcerosa führen können, sind bis heute nicht abschließend geklärt. Klar ist aber, dass mehrere Faktoren zusammenkommen:12
Die Darmschleimhaut mit Schutzfunktion
Bei einer CED wie der Colitis ulcerosa scheint der Abwehrprozess des Immunsystems nicht mehr korrekt abzulaufen.12
Die Darmschleimhaut ist bei CED durchlässig bzw. undicht, wodurch Bakterien aus dem Darm leichter durch diese Barriere treten können und eine Immunreaktion auslösen.16
Bei CED klingt die Entzündung allerdings nicht mehr ab, sondern das Immunsystem ist kontinuierlich in einem Zustand der Abwehrbereitschaft.16
Die anhaltende Entzündung schädigt sowohl die Darmwand als auch die Darmschleimhaut langfristig und beeinträchtigt die normale Darmfunktion.613
Inzwischen ist klar, dass die Colitis ulcerosa eine erbliche Komponente hat – neben einer ganzen Reihe weiterer Einflussfaktoren, wie im Abschnitt „Viele Faktoren – ungeklärte Ursache“ erklärt.1
Wenn du eine verwandte Person ersten Grades mit einer Colitis ulcerosa hast, ist dein Risiko zwischen 10 bis 15 Mal höher, selbst eine Colitis ulcerosa zu entwickeln.3
ABER: 95 % der Menschen mit einem/einer erstgradigen Verwandten mit Colitis bekommen selbst keine Colitis ulcerosa im Laufe ihres Lebens. Das ist besonders wichtig, wenn du dich mit dem Thema Kinderwunsch beschäftigst.3
Die Vererbung der Erkrankung ist recht komplex und ist nicht nur an ein bestimmtes Gen geknüpft, sondern vermutlich sind viele verschiedene Gene daran beteiligt.1
Um eine Colitis ulcerosa zu diagnostizieren, werden verschiedene Untersuchungsmethoden herangezogen.3
In der Regel müssen Ärzt:innen verschiedene Untersuchungen durchführen, bis die Diagnose einer Colitis ulcerosa feststeht
Stellst du dich das erste Mal bei deiner Ärztin/deinem Arzt wegen des Verdachts auf eine Colitis ulcerosa vor, werden dir neben der körperlichen Untersuchung einige Fragen zu deinen Symptomen sowie deinem Lebensstil, z. B. der Ernährung oder der Medikamenteneinnahme, gestellt.3
Zusätzlich kann mit der Stuhlprobe ein bestimmter Entzündungswert bestimmt werden, nämlich das Calprotectin.3
Dabei handelt es sich um einen Stoff, den Entzündungszellen in den Darm abgeben, nachdem sie sich in der Darmwand angesiedelt haben und abgestorben sind.
Der Wert gibt das Ausmaß der Darmentzündung an.
Der Calprotectin-Wert ist bei Menschen mit einer CED höher als bei gesunden Personen. Auch andere Darmerkrankungen, wie das Reizdarmsyndrom, können damit ausgeschlossen werden.3
Der Nachweis eines hohen Calprotectin-Wertes im Stuhl ist bei leichten Verläufen der Colitis ulcerosa besonders wichtig, weil in diesem Fall die Konzentration des klassischen Entzündungswerts CRP (s. u.) im Blut völlig normal sein kann.7
Im Labor kann dein Blut auf bestimmte Entzündungswerte, z. B. das C-reaktive Protein (CRP) untersucht werden. Dieser Wert zeigt an, ob sich ein Entzündungsherd in deinem Körper befindet – er kann allerdings nicht anzeigen, ob es sich um eine Colitis ulcerosa handelt.
Über die Blutuntersuchung kann außerdem ermittelt werden, ob ein Mangel an Nährstoffen, Mineralstoffen oder Spurenelementen vorliegt, z. B. ein Eisenmangel – oder ein Mangel an roten Blutkörperchen und/oder rotem Blutfarbstoff (Anämie).3
Für die Diagnose können weitere, sogenannte bildgebende Verfahren herangezogen werden. Diese diagnostischen Methoden ermöglichen es, das Innere des Körpers oder speziell des Darms sichtbar zu machen.
Eine Colitis ulcerosa kann unterschiedlich verlaufen. Zusätzlich unterscheiden Ärzt:innen zwischen leichten, mittelschweren und schweren Erkrankungsformen.3
Bei manchen Menschen mit Colitis ulcerosa verläuft die Erkrankung schwerer und komplizierter als bei anderen. Dann können gegebenenfalls Operationen notwendig werden.
Infolge der mehr oder weniger ausgeprägten Entzündungsphasen können im langfristigen Krankheitsverlauf nachhaltige Darmschädigungen entstehen. Das kann dazu führen, dass während eines Schubs deine Ernährung nur in reduzierter Form möglich ist, um Durchfälle und damit einhergehende Schmerzen zu vermeiden. Genauer gesagt, kann es sein, dass du zeitweise mit Flüssignahrung versorgt wirst, um sicherzustellen, dass du genügend Nährstoffe auch während eines Schubes bekommst. Nährstoffdefizite können immer wieder auftreten, daher ist eine ständige Überprüfung deiner Nähstoffversorgung besonders wichtig.
Die Erkrankung wirkt sich auf viele Bereiche deines Lebens aus. Doch ein erfülltes Leben mit hoher Lebensqualität ist auch mit einer Colitis ulcerosa möglich. Es gibt viele Hilfestellungen, die dich dabei unterstützen.
Durch die guten Therapiemöglichkeiten ist die Lebenserwartung von Menschen mit einer CED wie der Colitis ulcerosa grundsätzlich angestiegen. Im Vergleich zu Menschen ohne CED-Erkrankung liegt die Lebenserwartung mit einer CED allerdings etwas unter der von gesunden Menschen.15
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die sich negativ auf die Erkrankung auswirken können oder stehen im Verdacht, die Entwicklung einer CED zu begünstigen:121617
Wichtig ist, dass du dich bei einer Colitis ulcerosa gesund und ausgewogen ernährst, Stress in deinem Alltag entgegenwirkst und ein gesundes Normalgewicht anstrebst.
Im Rahmen der Colitis ulcerosa kann es zu Manifestationen kommen, die auch andere Organe im Körper betreffen:311
Mund:
Entzündungen der Mundschleimhaut oder weißlich-rötliche, entzündete Stellen im Mund
Haut:
Knotenrose mit rötlichen Knötchen an den Beinen (Erythema nodosum) oder eitrige Geschwüre (Pyoderma gangraenosum)
Augen:
Entzündungen der Bindehaut oder der Regenbogenhaut
Gelenke:
Gelenkentzündungen mit Schwellungen und Schmerzen
Gallengänge:
Entzündung der Gallengänge (primär sklerosierende Cholangitis) oder Gallenblasensteine
Blut:
Der Blutverlust durch häufige, leicht blutige Durchfälle kann zum Eisenmangel und damit zu einer der häufigsten extraintestinalen Manifestationen bei der Colitis ulcerosa führen – der Blutarmut.
Die Beschwerden hängen mit der Aktivität der Grunderkrankung zusammen. Die Behandlung der Darmsymptome kann daher auch die Beschwerden in anderen Organen mildern. Allerdings können die Symptome in den anderen Organen auch schon lange vor den Darmbeschwerden auftreten und sogar in beschwerdefreien Remissionsphasen möglich sein. Das macht die Versorgung manchmal kompliziert.11
Lässt sich die Colitis ulcerosa als Grunderkrankung gut behandeln und kontrollieren, so wirkt sich dies meist auch günstig auf diese Symptome aus.
Nach der Diagnose einer Colitis ulcerosa stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Dafür wird dein Arzt oder deine Ärztin mit dir ein ausführliches Therapiegespräch führen und ihr werdet gemeinsam die für dich geeignete Behandlung in einem vertrauensvollen Gespräch erörtern.
Welche Behandlung du bekommst, wird immer gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin entschieden. Denn sie richtet sich sowohl nach deinen individuellen Bedürfnissen als auch den charakteristischen Merkmalen deiner Erkrankung.3
Wichtig für deine Behandlung ist es, Ziele zu setzen. Was genau die Behandlung bei dir erreichen soll und muss, damit du gut mit der Erkrankung leben kannst und wann die Behandlung vielleicht gewechselt werden sollte – all das ist in international anerkannten Kriterien festgelegt. Ärzt:innen orientieren sich bei der Wahl deiner Behandlung daran. Für eine CED wie die Colitis ulcerosa werden die Behandlungsziele in kurz-, mittel- und langfristige Ziele eingeteilt, die im Verlauf der Behandlung erreicht werden sollen.18
Folgende Behandlungsziele stehen dabei im Vordergrund:18
Für die Behandlung der Colitis ulcerosa stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. In erster Linie wird die Erkrankung mit Medikamenten behandelt. Zusätzliche Bausteine der Behandlung können auf die Ernährung, deinen Lebensstil und die psychische Begleitung abzielen. Bei schwereren Verläufen oder bei Komplikationen können Operationen notwendig werden.
Zur Behandlung der Colitis ulcerosa gibt es mehrere Substanzklassen, die unterschiedlich wirken und eingesetzt werden. Hierzu zählen zum Beispiel die Immunsuppressiva, sie unterdrücken die Immunreaktion des Körpers. Kortisonpräparate (Glukokortikoide) wirken hemmend auf das Immunsystem und verringern so die Entzündung in der Darmwand.3
Bei Biologika handelt es sich um biotechnologisch hergestellte Eiweiße (monoklonale Antikörper), die den körpereigenen Antikörpern nachempfunden sind. Sie greifen gezielt in lmmun- und Entzündungsprozesse ein. Small Molecules stellen eine Alternative zu den Biologika dar.
Die folgende Aufzählung gibt eine zusammenfassende Übersicht:3
Tabletten werden über den Mund geschluck und gelangen so über den Magen-Darm-Trakt in den Körper
Es gibt Medikamente, die rektal angewendet werden und damit unmittelbar am Entzündungsort im Darm wirken können. Zur Auswahl stehen beispielsweise:
Eine intravenöse Infusion wird als Tropf in eine Armvene über einen Zeitraum von mindestens einer Stunde verabreicht.
Hierbei wird der Wirkstoff mit einem Pen oder einer Spritze direkt unter die Haut gespritzt und gelangt von dort aus an den Ort, wo seine Wirkung einsetzt.
Bei schweren Erkrankungen oder komplizierten Verläufen kann eine Operation notwendig werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Entzündung mit den verfügbaren Medikamenten nicht ausreichend eingedämmt werden kann oder wenn sich Darmkrebs entwickelt hat.3
Achtsamkeitsübungen, Bewegung und Yoga – all das kann dabei helfen, Stress abzubauen und einen zusätzlichen Baustein darstellen, mit dem du etwas für dich und deine Erkrankung tun kannst. Bei schweren Verläufen kann eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein.3
Um einer Mangelernährung vorzubeugen, sollte auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet werden. Mängel lassen sich ggfs. nach ärztlicher Rücksprache mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen. In manchen Fällen kann es sein, dass du zeitweise eine Ernährungstherapie bekommst. Dabei handelt es sich um Flüssignahrung, die in manchen Fällen getrunken, in anderen über Sonden oder Infusionen verabreicht wird.3
Mit einer Colitis ulcerosa und der Behandlung hast du ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Daher ist ein regelmäßiger Impfschutz gemäß den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts besonders wichtig. Vor allem nach der Diagnosestellung ist die Überprüfung deines Impfschutzes ratsam. Denn bevor du mit einer Behandlung startest, kannst du dann noch fehlende Lebendimpfungen nachholen, die während einer Behandlung mit immunsystemunterdrückenden Wirkstoffen nicht mehr möglich sind.3
Eine komplette Heilung der Colitis ulcerosa ist unwahrscheinlich. Die Erkrankung ist gut behandelbar und erlaubt dir mit den richtigen Hilfestellungen ein Leben mit hoher Lebensqualität.19
Du lebst bereits seit längerer Zeit mit der Erkrankung Colitis ulcerosa? Du interessierst dich eher für den langfristigen Erkrankungsverlauf, mögliche Komplikationen, gegebenenfalls notwendige Operationen oder wichtige Vorsorgeuntersuchungen, die erst nach längerer Erkrankungsdauer fällig werden?
Hier findest du passende Informationen für dich.
Der Verlauf einer Colitis ulcerosa ist nur schwer vorhersehbar. Manche Menschen haben milde Verläufe und befinden sich nach einem Schub lange Zeit in Remission. Andere haben komplizierte Verläufe, bei denen die Entzündung immer wieder aufflammt.
Manchmal können im Krankheitsverlauf Komplikationen auftreten:3
Teilweise kann es zu schweren Blutungen kommen, vor allem, wenn ein großer Teil des Darms entzündet ist. Solche Blutungen kommen bei 4,5 % der Betroffenen vor. In solchen Fällen können Notfalleingriffe und Operationen notwendig werden.3
Bei manchen Menschen mit Colitis ulcerosa kann es zu einer gefährlichen Komplikation kommen, die sofort behandelt werden muss: dem toxischen Megakolon. Aus unterschiedlichen Gründen kann sich der entzündete Dickdarm massiv erweitern. Dabei kann es zu einem Darmdurchbruch kommen, bei dem Darminhalt in die Bauchhöhle übertritt.3
Die Colitis ulcerosa ist mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden. Die Höhe des Risikos hängt vor allem von der Ausdehnung der Entzündung im Darm ab. Umso wichtiger sind Vorsorgeuntersuchungen, mit denen der Darm regelmäßig überwacht und auf mögliche Veränderungen untersucht wird.3
Bei Kindern und Jugendlichen kann die Colitis ulcerosa das Wachstum stören und die Pubertät hinauszögern. Das kommt eher selten vor und meist nur dann, wenn sich die Entzündung nicht eindämmen lässt. In solchen Fällen können Operationen notwendig sein.3
Zur Behandlung der Colitis ulcerosa über einen längeren Zeitraum steht eine ganze Bandbreite an Medikamenten zur Verfügung. Diese werden je nach Art deiner bisher eingenommenen Medikamente und der Verträglichkeit bei dir angewendet. Welche Behandlungen und Wirkstoffe es gibt, liest du hier.
Bei Menschen mit komplizierten Verläufen, wenn z. B. Medikamente die Entzündungen nicht ausreichend eindämmen können oder andere Komplikationen hinzukommen, können Operationen notwendig werden.
Der häufigste chirurgische Eingriff bei einer Colitis ulcerosa ist die Entfernung des Dickdarms (Kolektomie).7
Sie kann zum Einsatz kommen, wenn:37
Auch bei einer Entfernung vom gesamten Dickdarm kann es am Übergang von verbliebenem Dünndarm und dem After, dem sog. Pouch, zu einer Entzündung kommen, der sog. Pouchitis
Wenn die Entscheidung zu einer Dickdarmentfernung aussteht, wird meist schon mitbedacht, ob eine zusätzliche Entfernung des Enddarms sinnvoll ist. Bei diesem Eingriff wird der Schließmuskel in der Regel erhalten, sodass du die Kontrolle über den Stuhlgang behalten kannst.
Zusammen mit der Entfernung des Dickdarms und ggfs. des Rektums wird ein künstlicher Darmausgang angebracht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für den Darmausgang:320
Ein Stoma ist ein künstlicher Darmausgang. Dafür wird ein Stück des Darms durch die Bauchdecke nach außen gelegt. Ein Beutel fängt den Stuhl auf, du kannst deinen Stuhlgang nicht mehr selbst steuern.
Bereits vor der Operation wird mit dir besprochen, wie du zukünftig mit dem Stoma umgehen wirst. Ausgebildete Stoma-Therapeuten erklären dir die Handhabung und beantworten deine Fragen. Auch trainieren sie mit dir den Wechsel, damit du diesen dann selbstständig durchführen kannst.
Ein Leben mit einem Stoma kann in der Regel ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Dazu zählen auch Themen wie Sexualität und Schwangerschaft. Und auch das Schwimmen oder andere sportliche Aktivitäten, sind mit einem Stoma möglich.
Bei deiner Ernährung solltest du zukünftig ein paar Regeln befolgen, die aber nicht unbedingt den Verzicht von Lebensmitteln bedeuten. Informationen dazu erhältst du ebenfalls von den Stoma-Therapeuten. Sinnvoll ist in diesem Zusammenhang auch eine Ernährungstherapie.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass du dich mit Fragen an deinen Arzt oder deine Ärztin wendest. Sie können dir dann weiterhelfen.
Als Stomaträger:in hast du Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis. Der Grad der Behinderung wird individuell ermittelt.
Vielfältige Informationen rund um das Thema findest du ebenfalls auf der Seite der Selbsthilfevereinigung Deutsche ILCO e.V. oder bei Anbietern von Materialien zur Stoma-Versorgung.
Bei Bedarf gibt es auch Hilfsangebote, die dich auf dem Weg in ein Leben mit einem Stoma begleiten. Ausgebildetes Personal gibt dir Informationen und Rat vom Aufenthalt im Krankenhaus bis zu einem selbstbestimmten Leben zu Hause.
Pouch bedeutet so viel wie Beutel und ermöglicht weiterhin einen „natürlichen“ Toilettengang: Denn der Pouch wird mit dem Schließmuskel verbunden und der Stuhldrang kann damit von dir selbst gesteuert werden.
Bei der Proktokolektomie wird der ileoanale Pouch oder J-Pouch als operatives Verfahren eingesetzt.
J-Pouch
Kock-Pouch als Alternative
Unter einer Stuhltransplantation versteht man die Übertragung des Darmmikrobioms einer anderen Person über den Stuhl. Als Darmmikrobiom werden alle im Darm angesiedelten Mikroorganismen wie z. B. Bakterien bezeichnet. Dieses Behandlungsverfahren kann für diejenigen mit Colitis ulcerosa in Frage kommen, die eine Infektion mit dem Bakterium Clostridioides difficile haben.3
Bei älteren Menschen steigt das Risiko für Infektionen. Das kann mit der Einnahme mehrerer Medikamente zusammenhängen, mit Begleiterkrankungen, generellen altersbedingten Erscheinungen und speziell bei der Colitis ulcerosa mit einer möglichen Mangelernährung. Daher kann bei älteren Menschen mit Colitis ulcerosa eher eine Operation in Frage kommen anstatt der Einnahme mehrerer immunsystemunterdrückender Medikamente. Zusätzlich ist ein ausreichender Impfschutz besonders wichtig.3
Allgemeine Verlaufskontrollen
Wie häufig deine Verlaufskontrollen anstehen, hängt von der Schwere deiner Erkrankung, der Ausbreitung im Darm, dem Erkrankungszustand, in dem du dich gerade befindest und der Art der Therapie ab. Bei manchen Therapien können generell jährliche Kontrolluntersuchungen erforderlich sein. Gerade zu Beginn einer Behandlung, nach dem Wechsel eines Medikamentes oder in einem Schub werden die Kontrollen häufiger anfallen als in Remissionsphasen.
Überwachung des Eisenmangels
Um einer möglichen Blutarmut vorzubeugen, die bei Colitis ulcerosa häufig auftreten kann, werden Blutbild und Eisenhaushalt regelmäßig überprüft.3
Überwachung von Gallengang-Entzündungen
Wenn du neben deiner Darmentzündung an einer bestimmten Form einer Gallengangentzündung leidest (primär sklerosierende Cholangitis), ist das Risiko erhöht, an Darmkrebs zu erkranken. Du solltest dich dann zur Vorsorge einer jährlichen Darmspiegelung unterziehen. Zeichen dieser Gallengangserkrankung sind z. B. Schmerzen im Oberbauch, Gelbsucht und Fieber.3
Impfungen
Du solltest jährlich deinen Impfstatus überprüfen, um zu sehen, ob laut den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) Auffrischungsimpfungen oder weitere Impfungen bei dir notwendig sind.3
Krebsvorsorge
Ab dem 8. Erkrankungsjahr werden regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen mit Darmspiegelung und Gewebeproben empfohlen. Die Abstände hängen ganz von der Schwere und Ausdehnung deiner Erkrankung sowie weiteren Faktoren ab. Je nach Höhe des geschätzten Darmkrebsrisikos werden diese Untersuchungen in den folgenden Abständen durchgeführt:3
Dieser Text entspricht den redaktionellen Standards der JanssenWithMe und wurde von einem Mitglied des redaktionellen Beirats der JanssenWithMe geprüft. Lernen Sie hier den medizinischen Beirat unserer Redaktion kennen.
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