Jeder Mensch durchlebt im Laufe seines Lebens hin und wieder Stimmungsschwankungen oder ein Stimmungstief. Das ist nichts Ungewöhnliches und vergeht in der Regel nach einiger Zeit wieder und die Freude kehrt zurück. Häufig gibt es dafür einen Auslöser, wie zum Beispiel eine Trennung oder einen Trauerfall. Nimmt diese Episode jedoch von allein kein Ende, kann es sich um eine Depression handeln. Je nach Symptomen und Verlauf wird dabei zwischen verschiedenen Depressionsformen und Schweregraden unterschieden. Zudem kann das Alter einen Einfluss darauf haben, mit welchen Anzeichen sich eine Depression bei den Patient:innen äußert.1
Bei manchen Frauen treten ein paar Tage nach der Geburt heftige Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und ein Gefühl der Traurigkeit, Freudlosigkeit und Hoffnungslosigkeit auf: der Babyblues. Dieser ist nicht ungewöhnlich, denn die Hormone stellen sich um und man muss sich zunächst auf das neue Leben und die Anforderungen mit einem Neugeborenen einstellen. Normalerweise klingt diese Phase nach einer kurzen Zeit wieder ab. Ist dies jedoch nicht der Fall und die gedrückte Stimmung bleibt, kann es sich um eine postpartale Depression handeln, auch bekannt als Wochenbettdepression.23
Bei der postpartalen Depression entwickeln die Mütter – zusätzlich zu den typischen Symptomen einer depressiven Episode – häufig starke Schuldgefühle: Sie sind in Sorge, nicht einfühlsam genug zu sein und sich nicht ausreichend um das Kind kümmern zu können. Dazu kommt die Angst, vor dem Umfeld als schlechte Mutter zu gelten. Viele Frauen schämen sich dafür und möchten nicht darüber reden. Aber es ist ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, da die Wochenbettdepression die Beziehung zum Kind beeinträchtigen kann und sich auch auf den Rest der Familie auswirkt.23
Eine postpartale Depression zeigt bei jeder betroffenen Frau unterschiedliche Anzeichen. Sie ist gut behandelbar. Bitte gehen Sie zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn folgende Aussagen nach der Geburt Ihres Babys auf Sie zutreffen:2
Das prämenstruelle Syndrom (PMS), unter dem etwa jede dritte Frau leidet, ist weitaus bekannter als die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS). Während das PMS hauptsächlich körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Blähbauch in den Tagen vor der Monatsblutung beschreibt, kommt beim PMDS eine seelische Komponente hinzu. Die Symptome dieser Störung ähneln denen einer Depression mit dem Unterschied, dass sie nur in der zweiten Hälfte des Zyklus auftreten und mit der Blutung wieder verschwinden. Symptome wie Gereiztheit, Unruhe und Impulsivität sind beim PMDS häufiger als die sonst typische Traurigkeit. Etwa 15 % der Frauen erleben diese Stimmungslage, die auch von Aggressivität, Fressanfällen und Panikattacken begleitet werden kann. Bei etwa 7 % der Frauen sind die Symptome so stark ausgeprägt und werden zu einer so großen Belastung, dass selbst die Arbeitsfähigkeit gefährdet ist.
Bei der Behandlung müssen viele verschiedene Faktoren abgewogen werden. Da das PMDS aber auch von ärztlicher Seite noch wenig bekannt ist, empfiehlt es sich eine:n Psychiater:in zu suchen der:die sich im besten Fall mit endokrinologischen Störungen auskennt. Ist das nicht möglich, sollten Sie über mehrere Monate ein Stimmungstagebuch führen, damit ihre Beschwerden von hausärztlicher oder gynäkologischer Seite nicht als Überempfindlichkeit abgetan werden.
Leichte Ausprägungen des PMDS lassen sich überdies gut mit Entspannungstechniken und Stressmanagement begegnen, mit Ernährungsumstellung und Sport.
Schätzungen zufolge weisen etwa 3% der Grundschüler und knapp 9% der Jugendlichen in den westlichen Industrieländern depressive Erkrankungen auf. Zu den Auslösern gehören häufig Schulprobleme, Verluste von nahestehenden Personen, Schwierigkeiten in der Familie oder soziale Isolation. Wichtig sind die möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung der depressiven Erkrankung. Denn für die betroffenen Kinder und Jugendlichen steigen unter anderem das Risiko für andere psychische Störungen sowie das Suizidrisiko.
Neben typischen Anzeichen für Depression, wie Antriebslosigkeit oder traurige Stimmung, zeigen Kinder und Jugendliche auch Symptome, die sich je nach Altersklasse unterscheiden.678 Dazu gehören:8
Problematisch ist, wenn Symptome als Pubertätsmerkmale fehlgedeutet werden und dadurch eine depressive Erkrankung erst spät erkannt wird.6
Von einer Altersdepression ist bei Betroffenen ab 65 Jahren die Rede. Im höheren Alter gehört Depression zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Im Wesentlichen unterscheidet sich eine Depression im Alter nicht von einer depressiven Erkrankung bei jüngeren Menschen. Häufig überwiegen bei älteren Menschen jedoch die körperlichen Beschwerden einer Depression, die dem normalen Älterwerden zugeschrieben werden. Dazu gehören zum Beispiel Schwindelgefühle, Kopf- und Rückenschmerzen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, innere Unruhe und Schlafstörungen. Diese körperlichen Anzeichen einer Altersdepression drängen die typischen Stimmungsveränderungen einer Depression in den Hintergrund. So kann es dazu kommen, dass depressive Erkrankungen im höheren Lebensalter erst spät oder gar nicht erkannt werden. Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass ältere Menschen sich damit schwertun, psychische Erkrankungen zu akzeptieren. Laut einer Studie sind ältere Menschen, die sich einsam fühlen, häufiger als junge Menschen von Depressionen betroffen – selbst wenn sie Angehörige und weitere soziale Kontakte haben.91011
Depressive Erkrankungen im höheren Alter können Ähnlichkeit mit einer Demenz aufzeigen. Erinnerungslücken im Gespräch können zum Beispiel sowohl auf eine Depression als auch auf eine Demenz hindeuten, sodass hier eine Abgrenzung wichtig ist.
Beginnen die Symptome innerhalb weniger Wochen, spricht dies eher für eine Depression. Ein über Monate andauernder Beginn der Anzeichen kann auf eine Demenz hindeuten. Auch die räumliche und zeitliche Orientierung fällt bei Demenz schwer und es kann zu Verwirrtheitszuständen in der Nacht kommen. Die Betroffenen neigen dazu, ihre Schwierigkeiten zu leugnen und sind von der Stimmung her tendenziell leicht zu beeinflussen. Depressive Menschen hingegen, verbleiben in ihrer gedrückten Stimmung. Lediglich der Wechsel zwischen einem morgendlichen Tief und einem Hoch am Abend ist festzustellen. Ein weiteres Merkmal zur Unterscheidung: Im Gegensatz zu einer dementen Person beklagt sich ein depressiver Mensch über seinen Zustand.
Es ist wichtig, Veränderungen wahrzunehmen und eine klare Diagnose zu stellen, denn eine Depression im Alter ist gut behandelbar.1213
Bei einigen Menschen treten die Symptome einer depressiven Phase nur in der kalten, dunklen Jahresszeit auf. Dies kann sich jedes Jahr wiederholen. In solchen Fällen spricht man von einer saisonal bedingten Depression oder Winterdepression. Im Vergleich zu anderen depressiven Erkrankungen kommt die Winterdepression weniger häufig vor und ist in der Regel nicht schwer ausgeprägt. Zu den typischen Anzeichen zählen primär klassische depressive Symptome im entsprechenden Zeitraum. Zusätzlich können atypische Symptome wie ein vermehrtes Schlafbedürfnis sowie Heißhunger auftreten. Für diese depressive Episode wird ein Mangel an Tageslicht als Ursache vermutet, sodass den Betroffenen primär eine Lichttherapie empfohlen wird und zudem Spaziergänge tagsüber an der frischen Luft.1415
Männer können andere Anzeichen einer Depression zeigen als Frauen. Zudem fällt es Männern häufig schwerer, über ihre Gefühle zu reden und Hilfe bei einem:einer Psychotherapeut:in, Freund:innen oder Angehörigen zu suchen. Dies kann dazu führen, dass Depressionen bei Männern seltener erkannt und behandelt werden. Auch bei Männern ist es wichtig, Depressionen frühzeitig zu erkennen und medikamentös oder psychotherapeutisch zu behandeln. Rund drei Viertel aller Suizide werden von Männern verübt.1617
Mit diesen möglichen Hauptsymptomen zeigt sich eine Depression bei Männern16
Lassen Sie sich mit der richtigen Therapie bitte helfen, wenn Sie einige oder alle dieser Symptome bei sich bemerken.
Oft werden Depressionen mit anderen psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel dem Borderline-Syndrom oder dem Missbrauch von Alkohol.
Depressive Episoden können beispielsweise auch im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung stehen. Zwischen 8 und 24 % der Betroffenen leiden unter einer Depression als Begleiterkrankung. Häufig tritt eine Depression während der onkologischen Behandlung auf. Als Folge der Doppelbelastung verschlechtert sich die Lebensqualität und die Prognose der Krebspatient:innen erheblich. Die Betroffenen leiden an Depressionssymptomen wie Verstimmungen, Aktivitätsverlust, Erschöpfung, Gewichtsverlust und Schlafstörungen. Wichtig sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Depression, um die Lebensqualität der Erkrankten trotz des Krebses wieder zu verbessern.18
Eine Unterfunktion der Schilddrüse und die dadurch hervorgerufene, unzureichende Produktion von Schilddrüsenhormonen kann in Verbindung mit einer depressiven Erkrankung gebracht werden. Bei circa 40 bis 50 % der Betroffenen mit Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu depressiven Verstimmungen oder Niedergeschlagenheit in unterschiedlichen Ausprägungen.19
Nach einem Schlaganfall leiden viele Menschen unter einer Depression, die auch Post-Schlaganfall-Depression (post stroke depression, PSD) genannt wird. Schätzungsweise jede:r dritte Schlaganfallpatient:in ist betroffen. Dies kann zum einen eine Reaktion auf die mit einem Schlaganfall einhergehenden chronischen körperlichen Einschränkungen sein. Zum anderen kann es durch einen Schlaganfall zu biologischen Reaktionen im Gehirn kommen, die eine depressive Erkrankung zur Folge haben.2021
Ebenso ist bekannt, dass Menschen mit Herzkrankheiten häufig an Depressionen leiden können. Dies wird einerseits auf die psychische Belastung durch die Herzerkrankung zurückgeführt. Andererseits steht auch zur Diskussion, ob das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Depressionen erhöht werden kann.22
Vor allem Männer neigen gehäuft dazu, Alkohol als Selbstmedikation gegen ihre Depressionen einzusetzen. Dies erreicht jedoch nur kurzfristig die erwünschte Wirkung, da Alkohol depressionsfördernde Eigenschaften besitzt und somit eine depressive Erkrankung auf längere Sicht noch verstärkt. Zudem kann Alkoholmissbrauch zu einer Suchterkrankung führen.1723
Bitte sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie schon seit längerer Zeit Alkohol trinken, um sich besser zu fühlen.
Ein Bier oder ein Glas Wein gehören zwar für viele zum geselligen Leben dazu. Aber manche betäuben mit Alkohol unangenehme Gefühle oder Schmerzen. Daher wird Alkohol oft als Hausmittel gegen Depressionen gesehen. Bitte beantworten Sie diese Fragen ehrlich:
Trinke ich, um mich besser zu fühlen?
Trinke ich, um zu vergessen?
Trinke ich, um locker zu werden?
Trinke ich, um zu entspannen?
Sie haben mehrere Fragen mit Ja beantwortet? Das ist schon länger so? Dann reden Sie bitte mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Hier gibt es Tipps, wie man den (Arbeits-)alltag meistert und wie man mit Depression innerhalb der Familie und seinem Freundeskreis umgeht.
Hier teilen Betroffene und Angehörige ihre persönliche Geschichte und Erfahrungen im Umgang mit Depression.
Hier finden Sie nützliche Hilfestellen und Notfallkontakte.