Wir alle haben mal schlechte Tage, an denen die Welt einfach trübe erscheint, sich Beschwerden wie Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit oder Interessenverlust breitmachen und wir uns dafür auch noch selbst die Schuld geben. Doch wenn aus den Tagen Wochen oder gar Monate werden, ist aus einer grauen Phase möglicherweise eine Depression geworden. Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die oftmals weit unterschätzt wird. Sollten Sie den Verdacht haben, an einer Depression erkrankt zu sein, wenden Sie sich an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt. Denn eine Depression ist gut behandelbar, insbesondere wenn sie früh erkannt wird.
Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu suchen und Hilfe anzunehmen! Eine Blinddarmentzündung oder ein gebrochener Arm kann schließlich auch nicht ausgesessen oder mit eisernem Willen besiegt werden.
Fast 20 % aller Menschen sind von Depression betroffen – das ist erstaunlich viel.2
Depression kennt kein Alter. Bereits Kinder und junge Erwachsene können von psychischen Problemen betroffen sein.
Frauen sind zwei bis drei Mal häufiger von einer Depression betroffen als Männer3
Im Durchschnitt vergehen elf Monate, bevor Menschen, die an einer Depression leiden, eine:n Ärztin oder Arzt aufsuchen.3
Die Wahrscheinlichkeit eines depressiven Rückfalls, insbesondere in den ersten 6 Monaten nach Beendigung der Akuttherapie, liegt bei 80 %. 4
Bei der unipolaren Depression handelt es sich um die häufigste Form der Erkrankung. Sie verläuft in Phasen: In den depressiven Episoden zeigen die Patient:innen deutliche Symptome der Krankheit, während sie dazwischen beschwerdefrei sind. In der depressiven Episode treten über mindestens zwei Wochen folgende Hauptsymptome bei den Betroffenen auf: depressive, gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Freudlosigkeit, Verminderung des Antriebs mit erhöhter Ermüdbarkeit (auch nach kleinen Anstrengungen) und Aktivitätseinschränkungen. Zudem können als Nebensymptome auftreten: verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, negative und pessimistische Zukunftsperspektiven, Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen, Schlafstörungen und reduzierter Appetit.
Manche Menschen durchleben nur eine einzige depressive Episode, andere erkranken wiederholt in ihrem Leben (rezidivierende depressive Störung).567
Mehr Informationen zu den Symptomen finden Sie auf der Seite „Symptome und Diagnose einer Depression“.
Die bipolare affektive Störung, auch bekannt als manisch-depressive Erkrankung, zeichnet sich durch beschwerdefreie Phasen im Wechsel mit depressiven und manischen Episoden aus. In den manischen Phasen sind die Betroffenen euphorisch, sehr aktiv und reizbar. Es können Schlaf- sowie Konzentrationsstörungen vorkommen. Häufig erleben Betroffene in dieser Hochphase eine veränderte Wahrnehmung.56
Eine weitere Form der Depression ist die Dysthymie. Diese Erkrankung verläuft chronisch, es gibt keinen eindeutigen Wechsel zwischen beschwerdefreien und depressiven Episoden. Bei der Dysthymie sind die depressiven Symptome nicht so stark ausgeprägt, dauern aber mindestens zwei Jahre ohne Unterbrechungen an.56
Beim Borderline-Syndrom handelt es sich nicht um eine Form der Depression, sondern um eine Persönlichkeitsstörung. Aufgrund von extremen Stimmungs- und Gefühlsschwankungen stehen die Betroffenen unter einer enormen innerlichen Anspannung, fühlen sich zerrissen und haben ein verzerrtes Selbstbild. Durch riskantes Verhalten, Drogengebrauch und Selbstverletzungen wird versucht, die Anspannung zu reduzieren. Das Borderline-Syndrom tritt selten allein auf: Häufig wird es unter anderem von Depressionen begleitet.89
Je nach Lebensabschnitt und Geschlecht kann eine Depression andere Formen annehmen. Sie kann psychologische, soziale oder biologische Ursachen haben. Meist ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren8. Mehr Informationen dazu gibt es in den Kapiteln „Ursachen einer Depression“ und „Formen einer Depression“
Dementsprechend besteht die Behandlung bei schwereren Verläufen meist aus Medikamenten, wie zum Beispiel Antidepressiva und einer begleitenden Psychotherapie.
Wenn es Ihnen gerade schlecht geht und Sie sich in einer akuten Krise befinden, können Sie bei der kostenfreien Telefonseelsorge (0800 1110111 oder 0800 1110222), beim ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) oder auch direkt 112 anrufen9. Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung – scheuen Sie sich daher nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Mehr Informationen finden Sie im Kapitel "für Angehörige"
Die Depression mit ihren verschiedenen Formen ist eine weit verbreitete Krankheit, die in Häufigkeit und Schwere oft unterschätzt wird. Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland erkrankt in seinem Leben, zumindest zeitweise. Frauen sind circa doppelt so häufig betroffen wie Männer. International sind die Zahlen ähnlich. Das Risiko während seines Lebens an einer Depression zu erkranken beträgt 16 – 20 %. In Deutschland erkranken innerhalb eines Jahres etwa 6,2 Millionen Menschen an einer Depression.1
Die konkreten Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihres Umfelds sind gravierend. Hinzu kommt das Stigma einer psychischen Erkrankung, die den Umgang damit weiter erschwert und im Alltag zum Problem werden kann. Aus Angst davor kann es zu einer verzögerten Behandlung kommen.
Mehr dazu finden Sie im Kapitel „Symptome und Diagnose einer Depression“.
Tipp: Wenn Sie einige dieser Symptome schon seit längerer Zeit – mehr als zwei Wochen7 – an sich feststellen und befürchten, erkrankt zu sein, wenden Sie sich an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt. Diese können Sie beraten und gegebenenfalls an eine:n Spezialist:in, z.B. eine:n Psychotherapeut:in, überweisen.
Zu den wichtigsten Säulen der Therapie zählen sowohl die Pharmakotherapie als auch die Psychotherapie.
Drei weitere Säulen, auf denen der Behandlungserfolg fußt, sind:
Das eigene Denken
Wie sehr wir Herr:in unserer eigenen Gedanken sind, ist unklar. Gesichert ist aber, dass die Psychotherapie dabei helfen kann, ungünstige Denkmuster aufzudecken und durch hilfreiche zu ersetzen.
Das eigene Handeln
Wenn die Schwere schwindet, ist es Zeit, den Schwung zu nutzen, einige gesunde Verhaltensweisen zu etablieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Viel kann durch Bewegung, Achtsamkeit, Dankbarkeit und gesundes Essen erreicht werden.
Ein unterstützendes Umfeld
Dieser Punkt richtet sich in besonderem Maß an die Angehörigen und Freunde: Sie können Ihren Beitrag dazu leisten, den Betroffenen ein unterstützendes Umfeld zu bieten.
Hier gibt es Tipps, wie man den (Arbeits-)alltag meistert und wie man mit Depression innerhalb der Familie und seinem Freundeskreis umgeht.
Hier teilen Betroffene und Angehörige ihre persönliche Geschichte und Erfahrungen im Umgang mit Depression.
Hier finden Sie nützliche Hilfestellen und Notfallkontakte.