Ich bin
Alter: 25
Tätigkeit: Industriekauffrau. Arbeitet als Produktionsplanerin in einem Maschinenbauunternehmen.
Das sollten andere wissen: Eine psychische Erkrankung hat nichts mit Schwäche zu tun.
Das ist mir wichtig: Ich zwinge mich zu nichts mehr, nur um den Erwartungen anderer gerecht zu werden, die ich gar nicht erfüllen kann.
Ein paar Jahre später, Janine war inzwischen berufstätig, warfen sie Kleinigkeiten schnell aus der Bahn, sie zog sich immer mehr zurück, sprach kaum noch und wurde noch ruhiger als sonst. Negative Gedanken kreisten in ihrem Kopf, sie zweifelte alles an, ihren Job, ihre damalige Beziehung. Erst als Janine dann vor 2 Jahren von einer Arbeitskollegin angesprochen wurde, die selbst wegen Depressionen in Behandlung gewesen war und der aufgefallen war, dass es ihr nicht gut ging und dass sie nicht einfach nur ein „bisschen traurig“ war, wagte sie den Schritt und suchte sich Hilfe.
„Ich ging zunächst zu meinem Hausarzt, der sehr verständnisvoll reagierte und mir sofort eine Überweisung für eine Psychotherapie ausstellte. Ich wurde krankgeschrieben und begab mich auf Therapeutensuche, was nicht leicht war.“
Janine hatte jedoch großes Glück. Sie fand schon nach wenigen Wochen eine Therapeutin, bei der sie noch heute in psychotherapeutischer Behandlung ist. Inzwischen hat Janine gelernt, mit ihrer Erkrankung zu leben. Sie hat akzeptiert, dass die Depression in Phasen kommt und es mal gute und mal schlechte Tage gibt. An schlechten Tagen lässt sie die Depression einfach zu und versucht dann, nur Dinge zu machen, die ihr guttun und auf die sie Lust hat, z. B. eine Serie schauen, einen Podcast hören oder mit einer Freundin telefonieren. Sie weiß, dass diese schlechten Phasen auch vorübergehen. Wenn gar nichts hilft, kann sie auch jederzeit ihre Therapeutin anrufen. Ein Gespräch mit ihr hilft ihr in den Momenten, in denen sie nicht mehr weiterweiß.
„Das Bewusstsein zu haben, dass schlechte Tage auch vorübergehen, war sehr wichtig, denn anfangs dachte ich oft, dass ich mich jetzt immer so fühlen werde wie an diesen Tagen. Aber so ist es ja nicht.“
Janines Erfahrungen über den Umgang mit psychisch Erkrankten waren nicht immer positiv. Zu oft erlebte sie Unverständnis und Unwissen. Sie glaubt, dass das negative Image über Menschen, die psychisch erkrankt ist, noch weit verbreitet ist. Deshalb spricht Janine nur mit wenigen ausgewählten Personen direkt über ihre Erkrankung.
„Ich nehme an dieser Kampagne teil, weil ich möchte, dass eine Depression als ganz normale Erkrankung angesehen wird, die jeden treffen kann. Mit einem gebrochenen Bein kann man nicht laufen und mit einer Depression kann man eben viele andere Dinge nicht machen.“
Janine wünscht sich auch, dass es Betroffenen leichter gemacht wird, einen Therapieplatz zu finden. Die Schritte, die man dafür unternehmen muss, sind für einen depressiv erkrankten Menschen oft eine sehr große Hürde und können ihn sogar davon abhalten, Hilfe zu suchen.
„Von meinen Mitmenschen wünsche ich mir, dass sie besser aufeinander achten und einander zuhören. Nur so können Empathie und ein besseres Verständnis füreinander entstehen. Oft sind es schon die kleinen Gesten, die helfen und ein Zeichen setzen.“
„Mein Elend begann mit der Trennung meiner Eltern, als ich 5 Jahre alt war und ein jahrelanger Kampf um das Sorgerecht entstand. Kurz vorher hatte ich mitbekommen, dass mein Vater einen Suizidversuch unternommen hatte. Ich erinnere mich an das Bild, wie ihn die Sanitäter zur Tür hinaustrugen. Meine Mutter hatte mich oft allein gelassen und war eigentlich nicht für mich da. Dennoch entschied das Familiengericht, dass ich zu meiner Mutter muss, die mit ihrem neuen Partner zusammenlebte.“
"Rückblickend hatte ich schon seit Jahren immer mal Phasen, in denen ich zu nichts Lust hatte und mich sehr antriebslos fühlte. Richtig zum Ausbruch kam die Depression jedoch erst nach der Geburt meines Sohnes."
„Ich bin schon früh, kurz nach Beendigung meiner Ausbildung zur Bürokauffrau mit 20 Jahren, Mutter geworden. Schon damals fühlte ich mich oft nicht gut, habe das aber nicht weiter hinterfragt. Ich dachte immer, man muss stark sein und durchhalten, was immer auch passiert. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass eine Krankheit dahinterstecken könnte.“