Geschichte von Tina

Portrait von Tina


Ich bin

Tina


Alter: 20
Tätigkeit: In Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau
Das sollten andere wissen: Die Erkrankung sieht man Betroffenen nicht unbedingt an. Man muss nicht immer glücklich sein. Alle Gefühle, auch die negativen und traurigen, haben ihre Berechtigung und es ist in Ordnung, so zu fühlen.
Das hat mir geholfen: Es gibt Tage, an denen ich meine Gefühle einfach zulasse und die Situation akzeptiere, wie sie nun einmal ist. An anderen Tagen hilft mir Ablenkung. Ich unternehme dann etwas mit meinem Partner oder mit Freunden.

„Im Grundschulalter habe ich schon gemerkt, dass ich mein Leben nicht mag und ich so nicht leben möchte. Durch die Kultur meiner Familie herrschte keine schöne Atmosphäre, was sich auch negativ auf unser ganzes Familienleben ausgewirkt hat.“

Obwohl sich Tina als Kind sehr oft traurig fühlte und sie in der Schule auch Erfahrungen mit Mobbing machen musste, behielt sie ihre Gefühle stets für sich und erzählte niemandem davon. Nach außen ließ sie sich nichts anmerken. Erst vor wenigen Jahren begann sie langsam, sich zu öffnen und darüber zu sprechen, wie es ihr eigentlich geht. Mit 18 zog sie von zu Hause aus und beschäftigte sich mehr und mehr mit den Themen Therapie und psychische Gesundheit.

„Ich dachte immer, zur Therapie gehen nur Leute mit wirklich schweren Problemen und dass ich da eigentlich nicht hingehöre. Dem war aber nicht so.“

Je mehr Tina über das Thema Therapie erfuhr, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass dieser Weg nicht falsch sein konnte. Sie vertraute sich dann direkt ihrem Hausarzt an, der sie in ihrem Vorhaben, sich in Psychotherapie zu begeben, bestärkte und sie weitervermittelte. Bei Tina wurde dann eine Dysthymie diagnostiziert, eine anhaltende depressive Störung, die insbesondere durch ihre lange Dauer stark belastend ist. Einen konkreten Auslöser gab es nicht, vielmehr hatten sich die depressiven Gedanken und Gefühle über all die Jahre angestaut, bis Tina den Zustand nicht mehr akzeptieren konnte und sich dazu entschloss, aktiv etwas dagegen zu tun.

Tina vor der Kamera

„Mir war klar, dass ich mein Leben mehr genießen möchte. Deshalb habe ich mich für eine Therapie entschieden. Zur Therapie zu gehen, sollte eine ganz normale Sache sein, für die niemand komisch angesehen werden sollte und wofür sich niemand schämen muss.“

Tinas Umfeld war sehr überrascht, als es von ihrer Diagnose erfuhr. Da sie nach außen immer sehr glücklich wirkte, konnte sich keiner ihrer Freund:innen vorstellen, dass sie tatsächlich an einer Depression erkrankt war. Inzwischen hat Tina mit Hilfe der Therapie gelernt, mit der Erkrankung besser zurechtzukommen. Seit einem Umzug im vergangenen Jahr ist sie jedoch nicht mehr in Therapie und muss sich nun an ihrem neuen Wohnort neue Ansprechpartner suchen.

„Es hilft mir zu wissen, dass ich mit der Depression nicht allein bin und dass es anderen ebenso geht. Deshalb halte ich auch den Austausch darüber so wichtig und dass man voneinander lernen kann. Ich beschäftige mich sehr viel mit dem Thema, weil ich herausfinden möchte, was ich selbst tun kann, damit es mir langfristig besser geht. Ich glaube, es ist wichtig, seine Gefühle nicht zu unterdrücken und sie einfach zuzulassen.“

Tina hat sich in der Vergangenheit oft den Kopf zerbrochen, wie die Zukunft aussehen könnte und ob sie für immer depressiv sein würde. Inzwischen hat sie ihre Strategie geändert und konzentriert sich heute mehr auf das JETZT und auf das, was ihr guttut. Neben ihrem Partner und ihren Freund:innen sind das kreative Beschäftigungen wie Zeichnen oder Nähen.

„Man muss nicht immer glücklich sein. Hätte mir das jemand früher mal gesagt, hätte ich mir weniger Sorgen gemacht.“

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen

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Ramona

„Mit Ende zwanzig hatte ich mein erstes Burn-out. Ich war körperlich und emotional am Ende und brach schließlich zusammen. In der anschließenden Reha wurde ich zunächst nur wegen Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, an der ich seit meiner Jugend leide, behandelt. Obwohl es nahelag, wurde die Depression damals noch nicht diagnostiziert.“

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„Ich hatte immer die klischeehafte Vorstellung, dass ein depressiver Mensch traurig in der Ecke hockt. Was Depression bedeutet, war für mich nicht greifbar – bis ich selbst die Erfahrung machen musste.“​

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Alina

„Die meiste Zeit meines Lebens habe ich nicht über meine Probleme gesprochen. Irgendwann kam der Punkt, an dem es nicht mehr weiterging. Heute spreche ich offen über meine Depression. Ich habe gelernt, meine Krankheit zu akzeptieren und mir Hilfe einzufordern.“​