Ich bin
Alter: 41
Berufliche Tätigkeit: Assistentin der Geschäftsleitung
Mein Motto: Ich lasse mich nicht von der Krankheit beherrschen, sondern ich beherrsche die Krankheit.
Meine Botschaft an andere: So schlimm die Situation auch ist, es gibt immer einen Ausweg.
Das hat mir geholfen: Mein Rettungsanker war die Tagesklinik, wo ich nicht nur medikamentöse Unterstützung erhielt, sondern auch tolle Menschen kennengelernt habe, die mir zeigten, Du bist nicht alleine. Heute helfen mir kreative Beschäftigungen wie Fotografieren, aber auch viel Lesen oder der Aufenthalt in der Natur, stabil zu bleiben und mich wohlzufühlen.
Nach der Reha begann Ramona, einige Dinge in ihrem Leben zu verändern. Sie kündigte ihren Job, zog wegen einer neuen Partnerschaft aus der Großstadt in eine kleinere naturnahe Stadt und begann eine Umschulung. Zunächst lief alles gut. Doch dann hatte sie mehrere Schicksalsschläge zu verkraften – neben dem Verlust wichtiger Bezugspersonen in ihrem Umfeld, zerbrach auch die Partnerschaft, die sich im Nachhinein als für sie traumatisierend herausstellte. Irgendwann war Ramona am Tiefpunkt angelangt. Sie brach ständig in Tränen aus und konnte ihren Alltag kaum noch bewältigen. Sie wandte sich an ihre Hausärztin, die feststellte, dass sie tief in einer Depression steckte.
„Da ich ein Haustier hatte, kam für mich ein vollstationärer Aufenthalt nicht in Frage. So ging ich in eine Tagesklinik. Dort wurde ich aufgefangen und nahm an den Therapien teil. Nach und nach ging es mir besser.“
Zurück im Alltag versuchte Ramona, ihr Leben weitestgehend normal zu gestalten. So richtig gut ging es ihr allerdings immer noch nicht. Nach außen wirkte sie stark und selbstbewusst, sie machte jedoch gute Miene zum bösen Spiel. Durch die Morbus-Crohn-Erkrankung hatte sie darin schon Übung, denn auch hier zeigte sie meist nicht, wie schlecht es ihr wirklich ging. Nach ein paar Monaten ereilte Ramona durch weitere Schicksalsschläge, u. a. durch den Verlust ihrer geliebten Katze, die sie über 16 Jahre begleitet hatte, die nächste depressive Episode. Es fiel ihr schwer, sich in ihrer Wohnung aufzuhalten und so kam sie nur noch zum Schlafen nach Hause. Immer wieder suchte sie Gründe, nicht nach Hause zu müssen. Ramona rannte vor sich selbst weg und entwickelte schließlich Suizidgedanken. Als sie anfing, im Internet zu googeln, wie sie diese Gedanken in die Tat umsetzen konnte, erinnerte sie sich an das Versprechen, das sie in der Tagesklinik gegeben hatte, sich nichts anzutun. Dies war ihr Rettungsanker.
„Ich ging erneut in die Tagesklinik und bin heute sehr dankbar, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Ich bekam nicht nur zum ersten Mal Antidepressiva und wurde psychotherapeutisch behandelt, ich habe auch tolle Menschen kennengelernt, denen es wie mir ging und denen ich nichts erklären musste. Ich habe erkannt, dass ich nicht allein bin.“
Die Klinik bietet Ramona heute noch so lange Rückhalt, bis sie eine ambulante Weiterbetreuung gefunden hat. Ihr ist bewusst, dass sie weiterhin gut auf sich achten muss. Inzwischen konnte sie die Antidepressiva absetzen. Sie hat einen neuen Job gefunden, den sie wie einen Sechser im Lotto empfindet. Vor ihrem neuen Arbeitgeber und ihren Kolleg:innen muss sich Ramona nicht verstecken, denn ihre Erkrankung ist hier kein Tabuthema. Mit ihrer Ehrlichkeit und Offenheit hat sie bislang nur positive Reaktionen erhalten. Um im Alltag Kraft zu schöpfen, hat Ramona eine neue kreative Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt. So taucht sie mit dem Fotografieren sogenannter Lost Places in andere Welten ab. Außerdem liest sie viel und versucht, nur noch Dinge zu machen, die ihr Freude bereiten, und sich mit Menschen zu umgeben, die ihr guttun. In einer Krise würde sie heute nicht lange zögern und sofort Hilfe suchen.
„Es gibt viele Menschen, die an Depressionen leiden, aber niemand muss damit allein fertig werden. Es ist definitiv möglich, aus diesem Sumpf wieder herauszukommen.“
„Ich hatte immer die klischeehafte Vorstellung, dass ein depressiver Mensch traurig in der Ecke hockt. Was Depression bedeutet, war für mich nicht greifbar – bis ich selbst die Erfahrung machen musste.“
„Ich bin in meinem Leben bereits mit verschiedenen schweren Erkrankungen konfrontiert worden. Ich hatte zum Beispiel eine Herz-OP und kann wegen eines seltenen Gendefekts seit 2 Jahren nicht mehr gut laufen. Am meisten hat mich jedoch immer die Depression belastet.“
„Im Grundschulalter habe ich schon gemerkt, dass ich mein Leben nicht mag und ich so nicht leben möchte. Durch die Kultur meiner Familie herrschte keine schöne Atmosphäre, was sich auch negativ auf unser ganzes Familienleben ausgewirkt hat.“